Eph 2, 17-22
14. 6.1980 Ökumenische
Tagung 2.n.Trin. Pappenheim
124
Intr. 14
245,1.2
100,5-7
136
139
Evangelium Lk 14,16-24
Herr unser Gott,
der du uns gerufen hast zu deinem Frieden durch das
Evangelium, wir bitten dich,
gib uns den Geist deiner Weisheit und Liebe, dass wir allein
auf dein Wort hören und in deinem Lichte die Wahrheit finden, durch unseren
Herrn Jesus Christus der mit dir und dem heiligem Geiste lebet und regieret in
Ewigkeit.
Amen
Herr Gott, himmlische Vater,
wir bitten dich für deine Christenheit, dass sie sich
zusammenfinde in deiner Wahrheit, gib den Bischöfen und ihren Beratern Mut und
Vertrauen in die Kraft deines Wortes und Geistes, dass sie sich von dir leiten
lassen zur Einheit des Glaubens und lass uns alle erkennen, wie wir weiter
gehen sollen nach deinen Willen.
Wir bitten dich für die Völker, die geplagt sind durch
Unfrieden und Angst, Gier und Armut, dass sie Frieden finden. Gib den
Regierenden, die Macht haben in unserer Welt, Einsicht, damit sie sich nicht
von der Angst leiten lassen, sondern suchen, was dem Wohl aller dient.
Wir bitten dich für uns und alle Kreaturen, die mit uns auf
dieser Erde leben, wehre du der Ausbeutung und Zerstörung, der
Gedankenlosigkeit und der Zwietracht, dass wir ohne Not leben können in deiner
Welt.
Amen.
Liebe Gemeinde!
Viele unter ihnen haben schon gepredigt und wissen, wie das
ist, wenn man einen Text bedenkt. Darum will ich zunächst von einer Erfahrung
reden, die ich mit diesem Text gemacht habe. Ich habe mich gestoßen an den beiden
Bildern, die da ineinander geschoben sind: einmal ist da die Rede von denen,
die ins volle Recht bei Gott gesetzt sind, als Bürger mit den Heiligen und
Gottes Hausgenossen. Und dann wandelt sich dieses Bild, und der Text redet von
dem Tempel Gottes, der da aus lebendigen Menschen erbaut werden soll. Ich habe
mir überlegt, bei welchem dieser Bilder ich nun eigentlich verweilen solle, um
daran das Evangelium des Friedens zu verdeutlichen. Und habe dann auf einmal
gemerkt, dass ja beide Bilder zusammen gehören, das eine das andere erläutert.
Miteinander machen sie das Evangelium aus, das man hier in einem Satz so
paraphrasieren kann: Wir wohnen bei Gott, weil Gott bei uns wohnt.
Gott wohnt bei uns: Da ist das Bild des heiligen
Tempels – wir selbst gehören dazu zu dieser Behausung Gottes im Geist. Wie
geschieht das? Dadurch, dass unser Leben in die Schrift hinein genommen und aus
ihr heraus gestaltet wird. So verstehe ich dies, dass die Behausung Gottes auf
dem Grund der Apostel und Propheten erbaut ist. Und dass da Jesus Christus der
Eckstein ist, das besagt doch, dass von ihm her und auf ihn hin die Schrift
richtig verstanden und ausgelegt wird. Ich will dazu noch zwei Hinweise geben:
Einmal dies, dass solches Leben, das durch die Schrift
gestaltet wird, nicht ein vereinzeltes Leben ist. Es geht da um Gemeinschaft im
Umgang mit diesem Wort, eine Gemeinschaft im Hören und im Reden, Einübung in
ein Sprechen, in dem Gott Raum hat. Dieser Raum ist also nicht der einsam
denkende Intellekt oder die wortlose Innerlichkeit des Mystikers, sondern das
gemeinsame Sprechen und Hören, in dem wir gerade aus uns heraus gehen können,
auf das Evangelium zu, das uns gesagt wird. Was sich da ereignet, wo dieses
Evangelium zum Wort kommt, das ist die Gestalt jener Behausung, in der Gott bei
uns wohnt.
Und weiter dies, dass da unsere unterschiedlichen
Geschichten – das, was sich mit jedem von uns zugetragen hat und weiter
zutragen wird – versammelt werden in der Geschichte Gottes, die ihre kürzeste
Form hat in dem Namen Jesus Christus. Nähe oder Ferne zu dieser Geschichte -
zeitliche, räumliche, sachliche Weise oder Ferne wird dort aufgehoben, wo der
Friede spricht, in dem unsere Geschichten eins werden mit dieser Geschichte,
so, wie wir das in der Feier des Herrenmahles uns bezeichnen lassen. So wohnt
Gott bei uns.
Wir wohnen bei Gott. Das ist daraus die Folgerung: „Durch
ihn haben wir den Zugang alle beide in einem Geist zum Vater“. Darum sind wir
nicht mehr die bloß Geduldeten, Gäste und Fremdlinge, sondern die ihr Recht
haben, Bürger mit dem Heiligen und Gottes Hausgenossen. Wo ist das? Die Antwort
kann nur lauten: Dort wohnen wir bei Gott, wo Gott ist – zugänglich ist. Wir
wissen: er ist überall. Aber gerade da ist dann festzuhalten: er ist nicht
überall zugänglich. Vielmehr finden wir ihn im Geist, in dem er selbst bei uns
wohnt. Auch dazu will ich noch zwei Hinweise geben:
Einmal dies, dass Gott uns gerade dort zugänglich wird, wo
wir die Verknüpfung unserer Geschichte mit der Geschichte Gottes wahrnehmen.
Das haben wir nicht in der Hand. Wir können solcher Wahrnehmung vordenken und
nachdenken, nicht bloß in der Reflexion, sondern mehr noch in Bitte und Dank.
Aber wo uns dann Gott zugänglich wird, da ist das Gottes Geschenk, überraschend
und groß.
Und weiter dies, dass gerade hier uns dann die
Freiheit eingeräumt ist, die wir uns nicht nehmen können, wenn sie uns nicht
gegeben wird. Ich bin so frei – das kann einer nur sagen, wo ihn das Recht dazu
gewährt wird. Wo das aber geschieht, da werden wir auch gerne wohnen bei Gott.