1.n. Epiphanias, 10.1.1982                   Himmelkron

 

97, 1-7       Komm, Gott Schöpfer

Intr. 4

46, 1- 5      Herr Christ, der einzig

133, 1-5     Wir glauben Gott

25, 1-4       Freuet euch, ihr Christen

136            Christe du Lamm

139            Verleih uns Frieden

 

Jer. 9, 22.33

Matt.3,13-17

1. Kor 1, 26-31

 

 

Herr unser Gott,

 

der du uns erleuchtest mit deinem Licht, das uns in Jesus Christus erschienen ist,

wir bitten dich,

lass uns deine Freundlichkeit wahrnehmen und uns in dir freuen,

durch unseren Herrn Jesus Christus, dienen Sohn, der mit dir in der Einheit des heiligen Geistes lebt und regiert in Ewigkeit.

Amen

 

Liebe Gemeinde!

 

Sehet an eure Berufung – liebe Brüder, liebe Schwestern: Das ist eine gefährliche Aufforderung. Denn sie wirft die Frage nach dem religiösen und dem sozialen Status auf – und wir sind dann gleich dabei, mit dem Zueinader und Gegeneinander des sozialen und des religiösen Status zu spielen. Je geringer der soziale Status, desto höher der religiöse Status – so scheint es hier zu sein. Machen wir uns also klein – damit uns Gott desto gewisser groß machen kann? Ordnen wir uns ein bei den Törichten, den Schwachen, den Unedlen und Verachteten, damit wir die Gewähr haben für einen erwünschten und angemessenen religiösen Status? Mischen wir uns einen Null oder noch besser einen sicheren Nullouvert zusammen, um damit unser Spiel zu gewinnen?

 

Dazu verführt die Aufforderung des Paulus, und wir könnten dann schon aus allerhand Frustrationen und Ressentiments, die jeder von uns mitbringt, den gewünschten sozialen Status zusammenbauen – man kennt das. Aber es stimmt doch nicht. Wir haben als Akademiker – vielleicht etwas zweifelhafte, wenn man den Wissenschaftstheoretikern trauen darf – unseren geachteten Status, und als Pfarrer erst recht. Und es geht nicht bloß um den Status innerhalb unserer Gesellschaft. Wir gehören als Gesellschaft insgesamt – und daran partizipieren wir alle – nicht zu den Armen, Schwachen und Verachteten, sondern zu den Reichen, Starken und Abgesehenen. Wie steht es also mit unserer Berufung? Gerät nicht in dem Maß, in dem unser sozialer Status steigt, der religiöse Status in eine Fraglichkeit hinein, dass wir manchmal wünschen möchten, wir wären anders dran, damit wir‘s leichter hätten, uns mit solchem Zuspruch wie dem des Paulus hier zu identifizieren.

 

Sehet an – eine kritische Aufforderung, wie wir‘s auch nehmen. Mindestens so lange kritisch, wie wir uns, eingestanden oder viel eher uneingestanden, durch eine Manipulation des sozialen Status den religiösen Status sichern wollen. Aber wir mischen uns die Karten nicht, nicht den Nullouvert und genauso wenig den Grand. Es geht um Berufung und Wahl, und der Berufende und Erwählende ist Gott. Nicht der Status, der soziale Status in seiner Bezogenheit auf den religiösen Status, entscheidet – sondern die Berufung.

 

Ich weiß wohl, dass da dann Einwände kommen wollen. Ich kenne sie selbst: Ist das nicht zu bequem? Ist es für den, der Jesus Christus nachfolgen will, möglich, sich bei seinen privilegierten sozialen Status zu begnügen und eben von Beruf und Berufung zu reden? Der übliche Ausweg besteht darin, zwar nicht, dass wir uns über unseren Status etwas vormachen, und unseren Grand in einen Nullouvert umlügen, aber dass wir unseren Status ethisch neu bestimmen wollen: Solidarisierung mit den Armen, den Entrechteten, den Schwachen, den Törichten (auch theologisch, wie heute früh!). Das ist sicher auf seine Weise angebracht. Aber mit unserem Text und seinem „Sehet an, liebe Brüder“ kommen wir so nicht zurecht. Denn was wir da ansehen sollten, gewinnt keine Gestalt, sondern verschwindet – Gott hat erwählt, dass da nichts ist, auf dass er zunichte mache, dass etwas ist. Schöpfung aus dem Nichts – das ist Gottes Tun. Und wir wären töricht, wenn wir meinten, wir könnten durch unser Tun Gott so ein solides und habhaftes Nichts bereitstellen, damit er daraus etwas macht.

 

Nein! Die Statusfrage ist überholt, überholt durch das, was nicht erst kommen soll, sondern was schon gemacht ist, durch Gott gemacht, aus Jesus Christus gemacht: Und wir sind dabei! „Durch ihn aber seid ihr in Christus Jesus, welcher uns gemacht ist von Gott zur Weisheit und zur Gerechtigkeit und zur Heiligung und zur Erlösung.“ Noch einmal: Die Statusfrage, die soziale und erst recht die religiöse Statusfrage ist überholt, durch Gottes Tun in Jesus Christus überholt. Was wir sind, das sind wir in ihm. Sehet an. Liebe Brüder, eure Berufung: In Christus seid ihr berufen, in Chrisus erwählt, in Christus gerecht gemacht und geheiligt und erlöst! – auf dass, wie geschrieben steht: Wer sich rühmt, der rühme sich des Herrn.

 

Freilich sind wir damit die Statusfrage nicht los. Nicht die soziale, und nicht die religiöse. Es ist sicher richtig: In Chrisus ist diese Frage gelöst. Aber diese Lösung ist uns ja entzogen. Wir sehen ihn nicht, und wir kennen uns selbst nicht, wie wir in ihm sind. Darum suchen wir ja, durch Manipulation am Status, durch ethische Statusbestimmung einen Weg, damit wir uns des religiösen Status vergewissern können. Aber das wird kaum gut gehen. Ich brauche abschreckende Beispiele jetzt nicht anzuführen, die kennen Sie alle genug und mehr als genug. Lassen wir es dabei, und lassen es gut sein: Unser religiöser Status ist geborgen und verborgen, so gewiss wir selbst in Jesus Christus geboren und verborgene sind.

 

Weil das so ist – weil wir sehen und erfahren wollen, und etwas zu tun haben müssen – und weil Gott in Chrisus getan hat, was zu tun ist, und das gehört uns, obwohl es unserem Verfügen entzogen ist. Darum brauchen wir den Gottesdienst. Da lernen wir, dass wir unseren Status nicht uns selbst und unserm Bemühen verdanken. Da lernen wir zu danken. Darum wird mir gerade die Feier der Eucharistie immer wichtiger: Sehet an, liebe Brüder und Schwestern. Da sind wir eingewiesen in unseren religiösen Status, da wird es uns gesagt, da erinnern wir uns an Gottes Tun, da erwarten wir sein neues Tun. Da lassen wir uns bedienen, mit Brot und Wein, mit Leben und Gemeinschaft, und haben nichts anderes zu tun als zu danken: Auf dass, wie geschrieben steht: Wer sich rühmt, der rühme sich des Herrn. Amen

 

Vater im Himmel,

 

wir danken dir, dass du uns in Jesus Christus zu deinen Kindern berufen hast. Lass uns auf diese Berufung vertrauen und festhalten an dem Evangelium, durch das du uns nahe bist.

Wir bitten dich für die Christenheit. Gib ihr Einsicht, Mut und Glauben, das ihr Zeugnis gehört wird und deine Liebe auch durch uns mächtig wird in der Welt.

 

Wir bitten dich für unseren Staat. Lass du in ihm alle Menschen zu ihrem Recht kommen, dass wir uns gerne seiner Ordnung fügen. Führe du Völker und Staaten zusammen und erhalte unserer Welt den Frieden.

 

Wir bitten dich für alles Leben auf unserer Erde. Wehre du der Vergeudung und Missachtung deiner Gabe. Zeige den Weg zu einem gerechten Miteinanderleben. Lass uns mit allen deinen Geschöpfen gerne leben zu deiner Ehre. Amen