2. Kor 4, 16-18
29. Mai 1960 Wolfenhausen/Nellingsheim
337, 1-5 Du höchstes Licht, (8)
96, 1-4 Jesus Christus herrscht (7)
100,5 Jauchzt Erd und Himmel (76)
96,9.10 Jesus Christus herrscht (7)
Joh. 12, 20-32
2.Kor, 4,7-18
Liebe Gemeinde!
Ein ganz
persönliches Selbstzeugnis des Apostels Paulus ist es, welches uns heute als
Predigttext vorgeschrieben ist. Ganz persönlich redet der Apostel von sich
selber, auch wenn er aus Bescheidenheit in der Mehrzahl spricht: „Wir haben
allenthalben Trübsal, wir leiden Verfolgung, wir werden unterdrückt…“ – und
sich damit zusammenschließt mit seinen Mitarbeitern und mit jenen die gleich
ihm Apostel Jesu Christi sind. Es ist Bescheidenheit, wenn sich Paulus in
seiner Ausdrucksweise so zusammenschließt mit anderen, die gleich ihm Diener
Christi sind. Denn was er getan hat, und was er erlitten hat für die Sache
Jesu, das ist einmalig gewesen und so wird es wohl auch bleiben. Andere mögen
viel getan und viel erlitten haben für ihren Herrn, der am meisten getan und am
meisten gelitten hat, wird wohl immer der Apostel Paulus bleiben, der Mann, der
hier zu uns redet.
Er zählt ja einmal auf, was ihm im Dienste Christi beschieden war, im selben 2. Brief an die Korinther: „Sie sind Diener Christi?“ – Ich rede töricht: Ich bin`s wohl mehr: ich habe mehr gearbeitet, ich habe mehr Schläge erlitten, ich bin öfter gefangen, oft in Todesnöten gewesen; von den Juden habe ich fünfmal eingefangen vierzig Streiche weniger eins; ich bin 3 mal ge…, einmal gesteinigt; dreimal habe ich Schiffbruch erlitten, Tag und Nacht habe ich zugebracht in der Tiefe des Meeres; ich bin oft gereist, ich bin in Gefahr gewesen durch Flüsse, in Gefahr durch die Mörder, in Gefahr unter den Juden, in Gefahr unter den Heiden, in Gefahr in den Städten, in Gefahr in der Wüste, in Gefahr auf dem Meer, in Gefahr unter den falschen Brüdern; in Mühe und Arbeit, in viel Wachen, in Hunger und Durst, in viel Fasten, in Frost und Blöße; außer was ich sonst zuträgt, nämlich, dass ich täglich wurde angelaufen und trage Sorge für alle Gemeinden.“
Wenn wir diese
Aufzählung im Ohr haben, dann werden wir sehr deutlich merken, wie die
persönliche Erfahrung aus jenen Worten spricht: wir … wir leiden Verfolgung…
wir werden unterdrückt.“ Freilich, das genügt ja nun nicht, dass wir nur sagen:
Wir haben in diesen Worten des Apostel ein Zeugnis seiner allerpersönlichsten
Erfahrungen, des Ungeheuerlichen, was er erduldet hat, und zugleich- das gehört
ja auch dazu, dass er in dem allem doch immer wieder gerettet wurde, doch immer
wieder die Kraft gefunden hat, weiterzumachen, doch immer wieder nicht nur die
Not und Gefahr erlebte, sondern auch die … Hilfe Gottes: „Wir haben
allenthalben Trübsal, aber wir ängstigen uns nicht; uns ist bange, aber wir
verzagen nicht; wir leiden Verfolgung, aber wir werden nicht verlassen, wir
werden unterdrückt, aber wir kommen nicht um!“
Vielmehr gerade
wenn wir diese so ganz persönlichen Erfahrungen des Apostels hören, so werden
wir fragen müssen: Warum das alles? Warum müssen denn dem Apostel Paulus sich
solche ungeheuerlichen Hemmnisse in den Weg stellen? Warum räumt ihm Gott nicht
beiseite, was immer seinen Weg hindern kann, damit er mehr leiste, damit er
nicht aufgehalten werde auf…
Seht, wenn wir
so fragen, werden wir rasch merken, was gerade jene so ganz persönlichen
Bemerkungen des Apostels Paulus für eine allgemeine Bedeutung haben. Was sie
uns alle miteinander angehen: Warum diese Hemmnisse? Warum die Hindernisse?
Warum das alles miteinander? Der Apostel sagt: „Wir haben aber diesen Schatz
in irdenen Gefäsen auf dass die überschwengliche Kraft sei Gottes und nicht von
uns.“
Seht, das müsste
uns zunächst eigentlich überraschen. Denn wäre das nicht auch Gottes Werke,
wenn der Apostel Paulus ein kräftiger, gesunder, großer, redegewandeter Mann
wäre. Wäre das nicht auch Gottes Werk, wenn das Evangelium keinen Widerstand
finden würde? Wäre das nicht auch Gottes Werk, Gottes Kraft, wenn der Erfolg
der Sache Gottes sichtbar wäre, und wenn der, welcher Gottes Sache vertritt,
eben eine imponierende, jener Sache Gottes wirklich würdige Erscheinung wäre!
Liebe Freunde!
Seht – so können wir wohl fragen, können so fragen nicht nur im Blick auf das,
was der Apostel Paulus vor langer Zeit einmal erlebte, sondern eben so auch im
Blick auf unsere eigene Erfahrung: Könnte Gott sich denn nicht viel
wirkungsvoller …setzen, als er das tut? Könnte er seine Kraft nicht viel mehr
zeigen, als das wirklich geschieht? Freilich –der Apostel mag darin recht
haben, dass es nicht sein Werk und Verdienst war, dass er die … seiner
missionarischen Wirksamkeit auf sich genommen und durchgehalten hat. Dass es
wohl ein Verdienst der Gotteskraft war, dass er getan hat, was er tat, dass er
die Erfolge hatte, trotz allen Hindernissen, die seiner Wirksamkeit tatsächlich
beschieden waren. Aber – ginge es nicht besser, alles miteinander wenn Gott
mehr zeigen würde von seiner Kraft! Wenn er diese überschwängliche Kraft so
zeigen würde, dass gegen sie kein Widerstand möglich wäre. Wenn er anders käme,
die Menschen in sein Reich, unter seinen Willen zu holen, als eben durch Worte,
die uns doch gar nicht mehr gelten wollen!
Liebe Freunde!
Ganz gewiss werden wir so sagen, und werden so sagen nicht nur allgemein, nicht
nur ins Blaue hinein. Sondern werden so sagen im Blick auf Menschen, die wir
kennen: Der Gatte, der Sohn – hätten sie es nicht besonders nötig, Gottes
Wirksamkeit und seinen Willen zu erfassen: Und wie kann das anders geschehen,
als dass wirs ihnen eben sagen: Es ihnen sagen, …wir wissen: Die Wahrheit
solcher Worte, die lässt sich eben nicht beweisen. Dafür, dass Gott der Herr
ist, und dass der in seinem Leben am besten fährt, der dieses Leben nach Gottes
Willen einrichtet: dafür lassen sich keine Beweise bringen. Wir glauben das –
wir, die nicht auf das Sichtbare blicken, sondern auf das Unsichtbare! Aber wie
sollen wir`s anders weitergeben, denn durch Worte, unsere Worte, die oft genug
so schwer und stockend kommen, weil wir`s nicht verstehen, das Reden, weil wir
uns scheuen, die heiligen Dinge des Glaubens anzusprechen. Wie sollen wir, was
wir glauben, anders weitergeben, denn durch Worte, die wir selber schon manches
Mal, durch unser Verhalten, Lügen… wir, liebe Freunde, wir alle mit einander –
ich als Pfarrer vielleicht in diesem Fall an einer besonders stark beobachteten
und exponierten Stelle, aber doch wir Christen alle miteinander in der gleichen
Lage: Wir haben den Schatz. Wir kennen den Heiland, wir wissen Gottes Willen,
wir sind erfüllt von der Herrlichkeit unseres Gottes. Und sind doch arm und
schwach dran, das weiterzugeben, was unser Herz erfüllt. Wir wissen das: „Gott
ist Herr, der Herr ist einer, und demselben gleicht keiner, nur der Sohn, der
ist ihm gleich – wir wissen das, und wollten es so gerne weitergeben, wollten
es weitergeben an alle Welt, damit endlich offenbar würde, wer in dieser Welt
wirklich herrscht. Damit sie alle miteinander ihr Heil…die jetzt in die Irre
gehen. Wir wollten das so gerne tun, wollten so gerne überzeugen, wollten so
gerne Gottes Reich fördern, diesen …zu seinem Sieg über jedes Menschherz
verhelfen – und kommen dann doch lange nicht so weit, wie wir…Paulus sagt:
Gottes … die dies alles zu tun, nicht unser. Was uns bleibt, ist der Glaube.
Der Glaube, der sich nicht beirren lässt. Der Glaube, der festhält an Gottes
Macht, der sich durch nichts beirren lässt in dem Wissen, dass Gott herrscht
und niemand ihn widersetzten kann. Um diesen Glauben geht’s, der sich an das
Wort wagt. „Die weil wir aber denselben Geist des Glaubens haben, nach dem,
das geschrieben steht. Ich glaube, darum rede ich, so glauben wir auch, darum
so reden wir auch.“
Seht, das bleibt
uns: Zu glauben und zu reden. Das ist`s, was Gott will: Dass wir glauben und
das wir reden, in Zeugnis und in Danksagung. Dazu gibt er uns den Geist des
Glaubens. Das ist sein Werkzug, dieser Geist; darin liegt seine Macht, die er
uns Menschen zeigt, darin und nirgendwo anders. Diesen Geist, den hat er uns
verheißen, diesen Geist will er uns geben, wenn wir ihn darum bitten, dieser
Geist ist uns Reichtum und Trost. Amen.